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Gösselsdorf, 453m ü. Nn
Die ehemalige Gemeinde Gösselsdorf setzte sich aus den Ortschaften Gösselsdorf, Badhaus, Götzendorf, Inzendorf, Kadermühle, Legendorf, Scharlmühle und Windpaißing zusammen.
Die ältesten Ortschaften reichen bis in das 11./12. Jahrhundert zurück. Inzendorf und Gösselsdorf waren einstmals Rittergüter. Urkundlich werden erstmals genannt Udo de Inzesdorf 1136 und Rempate de Gozendorf 1147. Im Jahre 1166 hören wir von einer Schenkung zu Windpaißing, das ihr Gemahl an das Kloster in Ensdorf übereignet hatte, noch ein Gut hinzu. - In Legendorf erwarb 1389 ebenfalls das Kloster Ensdorf ein Gut. Am 24. Juli 1476 verkaufte Pinhaus zu Ehenfeld seinen Hof zu Legendorf, auf dem Hans Pesolt saß, an das Gotteshaus zu Wölsendorf. - In Götzendorf soll einstmals auch ein Schloss gestanden haben. Es fiel dem 30-jährigen Krieg zum Opfer. So schreibt im Jahre 1845 der damalige Pfarrer Senft von Rottendorf in seiner Beschreibung der Pfarrei: "Neben den Stallungen des Bauern Ram allda stößt man in einem Wiesengrunde öfters auf massive Mauern, und der Sage nach soll hier in den Vorzeiten ein Schloss gestanden haben!"
Bis zum Dreißigjährigen Krieg ist die Geschichte von Gösselsdorf eng mit den Schloßherrn verknüpft, den Moshaimern von Inkofen. Sie hatten auch das Patronatsrecht (= Würde und Amt eines Schutzherrn mit Vorschlags- oder Ernennungsrecht und Unterhaltspflicht für die Pfarrstelle) über die Pfarrei. Die gotisch angelegte Kirche ist ohne Zweifel von ihnen gebaut. Die Ähnlichkeit mit Mitterauerbach, wo dieses Geschlecht gleichfalls das Patronat hatte, fällt sofort auf. Gösselsdorf war somit eine Adelspfarrei, während Rottendorf Patronatspfarrei des Bischofs von Regensburg war und über Schmidgaden der Landesherr das Patronatsrecht hatte.
Während des gesamten Mittelalters war Gösselsdorf eigenständige Pfarrei und wird in sämtlichen Pfarreiverzeichnissen des Dekanats aufgeführt. Papst Gregor wollte Ende des 13. und Anfang des 14. Jahrhunderts Kreuzzüge ausrüsten und finanzieren. Dazu mussten Geistliche den zehnten Teil ihres Einkommens hergeben, das zu diesem Zwecke geschätzt wurde. Deshalb wurden 1286 und 1326 zwei Verzeichnisse des Dekanats Schwandorf an- gelegt. Gösselsdorf (Getzlingsdorf, Geßleinsdorf) wird dabei mit 1 M geschätzt (gemeint sind römische Silberfeinmark). Das Schätzergebnis weist auf eine unterste Pfarreigröße hin. Auch im Verzeichnis nach den Paulsdorfer Lehensbüchern aus dem Jahre 1423 ist Geselstorf aufgeführt, ebenso in der Matrikel vom Jahre 1433 als Geßelstorf cum Plebano (Dorfpfarrer). Die Moshaimer waren, wie bereits angedeutet, bis zur völligen Zerstörung des Schlosses im Dreißigjährigen Krieg die Patronatsherren in Gösselsdorf. Der bekannte Nabburger Heimatforscher Hauptlehrer Haller hat zusammen mit Prof. Dr. Simbeck folgendes über die Besetzung der Pfarrei Gösselsdorf ermittelt: "Am 02. Mai 1495 setzte Jörg Moshaimer J. Konrad Paudler auf Gösselsdorf ein. Am 12. August 1497 tauschte im Einverständnis des Erasm. Moshaimer von Smalenstein Konrad Paudler seine Pfründe mit Hans Pondorfer, Frühmesser zu s. Johann in Regensburg. Am 09. Juni 1505 präsentierte Erasm. Moshaymer zum Schmalenstein dem Bischof Ruprecht den Priester Andre Kirchmaier auf die durch Abgang des Herrn Hans Talmassinger verwaiste Pfarrei Gösselsdorf. Nach dessen Ableben setzte Asm. M. zum Schmalnstein am 01. Juni 1507 Leonhard Paemler als Priester ein. Nach der Resignation dieses Geistlichen präsentierte am 21. November 1521 Eraßm. Moshaimer dem Pfalzgrafen Johann, Administrator (= Verwalter) des Stiftes Regensburg, Herrn Pangratz Grüner".
Während der Reformation wechselten viele Pfarreien ihren Glauben und traten zu anderen Religionsgemeinschaften über. Dies war auch in Gösselsdorf der Fall. Pfarrer Matth. Senft schreibt: "Zur Zeit der Reformation verließ der größte Teil der Pfarrangehörigen (der Sage nach) ihren alten Glauben und hingen der Lehre Calvins an, und sowohl zu Rottendorf als zu Etsdorf und Gösselsdorf waren kalvinistische Pfarrer, und eine Urkunde in hiesiger Pfarr-Registratur vom 20. ten Jänner 1719 bemerkt ausdrücklich, dass zu kalvinischen Zeiten in Etsdorf ein kalvinischer Pfarrer war, welcher zugleich seines Handwerks ein Sattler gewesen, so wie dem Gerüchte nach der kalvinische Pfarrer zu Gösselsdorf seines Handwerks ein Schuster und Musikant gewesen sein soll (wahrscheinlich wegen Ermangelung der Congura = Einkünfte)".
Auf diesen Glaubenswechsel ist, der mündlichen Überlieferung nach, heute noch eine Besonderheit zurückzuführen, die jedem Fremden beim Besuch des Gottesdienstes in Gösselsdorf sofort auffällt: Im Gegensatz zu fast allen anderen Kirchen knien und beten in Gösselsdorf die Frauen auf der rechten und die Männer auf der linken Seite. Dies soll bis zur Reformation zurückgehen. Jedenfalls erzählt der Volksmund, dass die Person, die als erste nach dem Glaubenswechsel wieder zum Katholizismus zurückfand und das Gotteshaus besuchte, den Ehrenplatz unter der Kanzel erhielt. Nach ihr richtete sich dann die gesamte Ordnung in der Kirche. Die Echtheit dieser Deutung ist aber nicht verbürgt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gösselsdorf nahezu völlig zerstört. Nur die Kirche und ein Gesindehaus des Schlosses blieben verschont. Auch das sagenumwobene Wetterdorf auf dem Wetterberg wurde von den Schweden dem Erdboden gleich gemacht. Im Volk geht noch heute die Sage um, dass auf dem Wetterberg eine Glocke des Wetterdorfes vergraben sei.
Vom Gösselsdorfer Schloss, es stand zwischen Kirche und Gresserhof (heute Gschrey), sind nur noch ein mit dem Schlosswappen verzierter Stein, heute in die Frontseite der Kirche gemauert, und ein eisenbeschlagenes Schlosstor, nun als Kirchentor verwendet, erhalten.
Nach den Moshaimern ging das Präsentationsrecht auf den Kurfürsten über, wie aus der Matrikel der Diözese Regensburg von 1916 zu ersehen ist. Im Jahre 1724 erscheint Gösselsdorf erstmals als Filiale von Rottendorf. Der Pfarrhof wurde erst im Jahre 1836 mit hoher Regierungs- und Ordinariatsgenehmigung an einen Bauer um 1606 fl (= Gulden) verkauft. Heute erinnert nur noch der Hausname "Pfarrerbauer" an die ehemalige selbständige Pfarrei.
Vor über 200 Jahren besaß Gösselsdorf auch eine eigene Schule. Schulhaus war das heutige Paßler-Anwesen. Der Mesner war gleichzeitig auch der Lehrer. Ab wann in Gösselsdorf unterrichtet wurde, konnte nicht genau ermittelt werden. Jedenfalls wenden sich die Bewohner von Gösselsdorf und Götzendorf im Jahre 1808 in einem Schreiben an die "Königlich Bayerische Landes-Direktion der oberen Pfalz" und beschweren sich. Wörtlich heißt es: " Die Filialschule Gösselsdorf gehört zur Pfarrei Rottendorf und obschon wir Dorfbewohner zu Gösselsdorf und Götzendorf keinen regulären Schullehrer, sondern nur einen Mesner haben, welcher nur zuweilen eine Winkelschule hält, so hat uns doch das Königl. Landgericht Nabburg den Auftrag erteilt, fünf Klafter Schulholz anzuliefern." Im weiteren Schreiben bitten die Eltern die Behörde, ihre Kinder in die nur 1/2 Stunde entfernte Pfarrschule nach Rottendorf schicken zu dürfen, weil der Mesner "... eine verbotene Winkelschule hält, höchstens die Kinder im ABC unterrichtet und über diese Wissenschafts-Linie sich seine Kenntnisse nicht erstreckten." Auf diese Anschuldigungen hin wurde die Behörde sofort aktiv. Sie forderte den Lehrer in Gösselsdorf auf, sich zu legitimieren und nachzuweisen, welchen Prüfungen er sich unterzogen habe und sein Anstellungsattest beizubringen. Diese Überprüfung erbrachte offensichtlich ein positives Ergebnis, und so wurde der Mesner und Schullehrer Leonhard Paßler im Amte belassen und die Behörde verfügte 1809: Die Nebenschule in Gösselsdorf wird als Vorbereitungsschule belassen für die kleinen Kinder (Anmerkung ca. 15 Kinder), bis diese hinlänglich erwachsen und imstande sind, die Pfarrschule in Rottendorf zu besuchen. Die Bemühungen der Gösselsdorfer wurden erst 30 Jahre später von Erfolg gekrönt. Im Jahre 1839 wurde die Schule in Gösselsdorf aufgehoben und mit der Schule Rottendorf vereinigt. Gösselsdorf zählte damals 14 Häuser, 19 Familien und 88 Seelen.
Zurück zur Gemeinde: Sie hatte es in dem knapp über 100jährigen Bestehen nicht immer leicht, die anfallenden Probleme zu lösen, waren doch in der reinen Landgemeinde die Einnahmen gering. Zudem gehörte das Gemeindegebiet zu drei Pfarreien (Rottendorf, Kemnath am Buchberg und Nabburg) wie auch zu drei Schulbezirken. Dennoch wurden schon frühzeitig die für die Bevölkerung notwendigen Gemeinschaftseinrichtungen geschaffen. 1923 wurde die Gemeinde an das Stromnetz angeschlossen und das elektrische Licht löste die bis dahin benützten Petroleumlampen ab. 1924 wurde mit großem finanziellem Aufwand eine erste zentrale Wasserversorgung für Gösselsdorf geschaffen, an die aber noch nicht alle Anwesen angeschlossen waren. Auch auf den Straßenbau wurde schon frühzeitig Wert gelegt. 1926/27 wurde die Verbindung zwischen Kadermühle und Gemeindegrenze gegen Rottendorf ausgebaut. Die großen Leistungen auf dem Straßenbau beginnen freilich erst zu Beginn der Sechziger Jahre. Nun freilich in solch beschleunigtem Tempo, dass bis 1972 sämtliche Verbindungsstraßen ausgebaut, ja sogar jeder Hof der gesamten Gemeinde an das Teerstraßennetz an- geschlossen war. Alle Maßnahmen einzeln aufzuführen, würden den Rahmen an dieser Stelle jedoch sprengen.
Wie bereits angedeutet, fehlte es in der Gemeinde an Industrie. Einzige Ausnahme: In den Jahren um 1880 wurde in Windpaißing ein Granitsteinbruch eröffnet mit Namen Kulm Blauberg. Zirka 200 Mann aus der näheren und weiteren Umgebung fanden dort Arbeit. Hauptsächlich wurde Großpflaster hergestellt. Die Würfelsteine wurden mit Pferdefuhrwerken zum Bahnhof Nabburg befördert und von dort in alle Himmelsrichtungen verschickt. 1889 wurde das heute noch bestehende und dem Fremdenverkehrsverkehr dienende Gasthaus "Kulm" als Kantine für die Arbeiter im Steinbruch erbaut.
Eine schwere Zeit kam für die Gemeinde nach dem 2. Weltkrieg. 1946 wurde durch Verfügung der Militärregierung die Gemeinde aufgelöst und die einzelnen Gemeindeanteile an folgende Gemeinden angeschlossen: Gösselsdorf und Inzendorf an Rottendorf, Legendorf und Windpaißing an Brudersdorf und Götzendorf an Kemnath am Buchberg. Nach zwei Jahren war es der Bürgerschaft freigestellt, sich wider zur Gemeinde Gösselsdorf zusammen zu schließen. Dies ist dann geschehen.
Einen weiteren wichtigen Schritt nach vorn zur Versorgung und Sicherung der Bürgerschaft bedeutete 1965 der Anschluss an den Zweckverband zur Wasserversorgung der Brudersdorfer Gruppe.
Der 01. Januar 1972 war für die Gemeinde ein bedeutungsvoller Tag. Da im Zuge der Gebietsreform der Gemeinderat für eine eigenständige Gemein- de keine gesicherte Zukunft mehr sah, hatte er die Auflösung der reinen Landgemeinde beschlossen. Erneut und wahrscheinlich für immer wurde die gewachsene Gemeinschaft zerrissen und an drei verschiedene Gemeinden angeschlossen: die Ortschaft Gösselsdorf, Inzendorf mit Kadermühle und Legendorf an die Großgemeinde Schmidgaden, Windpaißing und Kulm an die Stadt Nabburg und Götzendorf an Kemnath am Buchberg. Somit endete die Selbständigkeit eines bis dahin völlig intakten und gesunden Gemeinwesens, für dessen Fortentwicklung Generationen von Bürgern mit allen Kräften tätig waren und die dabei unter der Führung ihrer Bürgermeister oft Erstaunliches geleistet haben. Zum Schluss die Namen der in der Gemeinde Gösselsdorf tätig gewesenen Bürgermeister als Repräsentanten einer nun für immer dahingewesenen Zeit:
Der erste Bürgermeister von Gösselsdorf war H. Schrott aus Inzendorf ab 1867, dem Anton Butz von Windpaißing folgte. Ab 1880 hatte Matthias Schmidbauer dieses Amt inne, ab 1905 Georg Ott von Legendorf, anschließend Adam Ries, Gösselsdorf, gefolgt von Josef Scheuerer aus Gösselsdorf. Ab 1945 war Xaver Ries, ab 1948 Johann Butz Gemeindeoberhaupt. Letzter Bürgermeister bis zur Gemeindeauflösung 1972 war Andreas Kräuter, dem an dieser Stelle ein besonderer Dank gesagt werden muss für die Erstellung der Gemeindechronik von Gösselsdorf und die vielen mündlichen Auskünfte, welche die Grundlage für diesen geschichtlichen Beitrag lieferten.
Josef Böhm - aus der Festschrift zum 100jährigen Bestehen der FFW Gösselsdorf
Die früheren Bürgermeister der Gemeinde Gösselsdorf
- H. Schrott aus Inzendorf (ab 1867 bis unbekannt)
- Anton Butz aus Windpaißing (von unbekannt bis 1879)
- Matthias Schmidbauer (1880 bis 1905)
- Georg Ott aus Legendorf (ab 1905)
- Adam Ries (unbekannte Amtsdauer)
- Josef Scheuerer (ab 1945)
- Xaver Ries (im gleichen Jahr 1945 bis 1948)
- Johann Butz (1948 bis vermutlich 31.12.1964)
- Andreas Kräuter (01. Januar 1965 bis 31.12.1971)