Rottendorf, 452m ü. Nn
Das schönste Dorf der Oberpfalz im Jahr 1980 präsentiert sich auch heute noch in seiner Schönheit. Das Dorf hat bis in unsere Zeit den ländlichen Charakter bewahrt. Um die Zeit der Gründung der Landeshauptstadt München (früher Mönichen im Jahre 1158), nennt uns das Jahr 1147 einen Hermanus de Ratendorf als Eigentümer des Feudalsitzes (man kann öfter Ratendorf oder Raittendorf lesen). Rottendorf ist eine der ältesten Pfarreien der Oberpfalz und war als solche immer selbständig und wird in den älteren Matrikeln zu Regensburg erwähnt. Von den neun Höfen mussten acht den Zehent nach Amberg entrichten, einer an die eigene Pfarrei. Sehenswert ist die renovierte St.-Andreas-Kirche und der Karner.
Nachfolgend wird die Geschichte des Ortes Rottendorf wiedergegeben. Als Vorlage diente auch eine alte Aufzeichnung. Diese Aufzeichnung reicht bis zum März 1959.
In nun mehr weiter Ferne liegt die Zeit, in der Rottendorf seinen Anfang nahm. Wenn auch das Gründungsjahr nicht genau bekannt ist, so steht doch fest, dass der Bau des Karners bis in das 9. Jahrhundert zurückreicht. Die Aussenmauern sind mit einer Stärke von 1,20 m mächtig und von erstaunlicher Haltbarkeit. Sieben Jahre musste – wie aus der auf Archivschriften aufgebauten Chronik hervorgeht – der Baukalk alt sein. Witterungseinflüsse haben daher dem Mauerwerk und dem Spitzdach im Wandel der Jahrhunderte keine wesentlichen Schäden zuzufügen vermocht. Der Name Karner kommt vom lateinischen „carnarium“ und bedeutet nichts anderes als „Beinhaus“ (Aufbewahrung der Knochen der Verstorbenen). Das Obergeschoss, ursprünglich eine Gedächtniskapelle, in der Messen für die Verstorbenen gelesen werden konnten, hat an der Außenseite eine flache Wölbung nach Osten, anscheinend eine Art Apsis. Im Innern ist zwar keine Nische vorhanden, dennoch kann die Ausbuchtung keinen anderen Zweck als die Aufnahme einer Altarnische gehabt haben.
Bemerkenswert ist an der Außenwand des Karners eine gotische Pieta aus Sandstein aus dem Jahre 1421 angebracht. Sie ist 60 cm groß, Christus ist liegend auf den knien Mariae dargestellt, die ihr Haupt zum Himmel ergebt. Der Historiker Dr. E. Herrmann nennt den Gesichtsausdruck „Das Vesper- bild zu Rottendorf“, eine der reifsten Leistungen bäuerlicher Gotik.
In der Diözese Regensburg sind drei derartige Gebäude erhalten, nämlich in Rottendorf, Perschen und Chammünster. 1958 wurde der Karner zu einer Gedenkstätte der Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges umgebaut, mit Gedenktafeln versehen und entsprechend eingerichtet, nachdem das Denkmalamt für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude hierzu die Einwilligung gegeben hatte. Am 12. Oktober 1958 wurde sodann der Karner als Kriegerdenkmal eingeweiht. Im Jahre 1995 wurde die Gedenkstätte am Karner renoviert. Etwa zur gleichen Zeit als der Karner gebaut wurde, soll auch auf dem Gipfel des Grafenberg eine Burg, die sog. Horeburg, gestanden haben. Leider ist darüber sehr wenig zu erfahren. In „Erschliessungsbare Frühgeschichte Nabburgs“ von Dr. R.Busch in Opf. 11/63 ist ein kleiner Hinweis: “Auch die Horeburg auf dem Grafenberg muss dem 9./10. Jahrhundert angehören.“ Unterhalb der Burg sollen Wohnhäuser gestanden haben.
In den Verhandlungen des Historischen Vereins S. 260 von 1897 steht ein Aufsatz von J. Plaß über untergegangene Orte in der Oberpfalz. Darin erhält man auch nähere Auskunft über Horeburg. Plaß schreibt, dass man einem gewissen Chuno von Horeburg in vaterländischen Urkunden oft begegne, dass er einem mächtigen Geschlecht entstammen muss, da man ihn auch in Verbindung mit mächtigen Grafenhäusern trifft. Chuno wurde etwa 1070 als Sohn des Grafen Gebhard I. von Sulzbach geboren. Er bekam Horeburg, eine größere Herrschaft, die über Ensdorf hinaus und bis Amberg, Vilseck und Hirschau reichte. Auch die Herrschaft Trisching gehörte dazu. Chuno starb 1139 ohne Nachkommen. Deshalb fiel die Herrschaft Trisching mit Horeburg wieder an den Grafen von Sulzbach.
In den Anfängen bereits war Rottendorf Sitz und Eigentum einer adeligen Familie, also Feudalbesitz. In Bayern regierten damals bereits die Wittelsbacher als Herzöge. Um die Zeit der Gründung der Landeshauptstadt München (früher Mönichen, d.h. bei den Mönchen, im Jahre 1158), nennt uns das Jahr 1147 einen Hermanus de Ratendorf als Eigentümer des Feudalsitzes (man kann öfter Ratendorf oder Raittendorf lesen). Ein Nachkomme, der Leuchtenbergische Vasall (= Lehensmann) Albrecht von Ratendorf, war 1367 mit der gesamten Familie im Besitz nur eines Hofes als Lehensvogtei (heute Zum Kalvarienberg 15, früher Haus Nr. 1 = Anwesen Stich am Südrand des Dorfes).
Auch die noch heute zum Kirchen- und Schulsprengel gehörenden Ortschaften Wolfsbach, Inzendorf und Gösselsdorf waren einst Rittergüter. Es werden zu der Zeit genannt: Uvignandus de Wolfesbach 1119, Udo de Inzesdorf 1136, Rempate de Gozendorf 1147. Littenhof war 1271 eine Besitzung des Grafen Schloßberg. Das Schloss Gösselsdorf stand zwischen Kirche und Gresserhof. Ein mit dem Schlosswappen verzierter Stein ist heute noch heute zu sehen; ebenso stammt das eisenbeschlagene Kirchentor von diesem im 30jährigen Krieg von den Schweden zerstörte Schloss. Es gehörte dem Geschlechte der Moosheimer.
Rottendorf ist eine der ältesten Pfarreien der Oberpfalz und war als solche immer selbständig und wird in den älteren Matrikeln zu Regensburg erwähnt. Von den neun Höfen mussten acht den Zehent nach Amberg entrichten, einer an die eigene Pfarrei. Näheres über die Entwicklung, Grenzen und Veränderungen des Pfarreisprengels, sowie über die Baugeschichte der Kirche usw. ist im Abschnitt „Kirche“ weiter unten zu lesen. Zur Zeit der Reformation trat die Pfarrgemeinde vorübergehend zum Protestantismus über.
Schwer ist Rottendorf vom 30jährigen Krieg (1618 – 1848) heimgesucht worden. Außer Not, Elend, Krankheit, Sittenverfall und Verrohung, wie ein solcher Krieg mit sich bringt, gab es vielfach grausame Plünderungen. Um diese Zeit gehörte Rottendorf, wie um 1625 fast die ganze Oberpfalz, dem Grafen Murrach. Die Schlösser in Gösselsdorf und Etsdorf sind in diesem Kriege zerstört worden. Das Schloss Gösselsdorf stand zwischen jetziger Kirche und dem Gresserhof (heute Anwesen Gschrey, Gösselsdorf 1), das Schloss Etsdorf am Kohlberg unweit der Kohlmühle.
Die ersten Wellen des 30jährigen Krieges schlugen hier an, als am 12. Oktober 1620, dem Jahre der Schlacht am Weißen Berg bei Prag, das Fähnlein Nabburg, dem „Rottendorf am Heiligen Berg“ angehörte, nach Rötz berufen wurde. Geld zur Soldzahlung war nicht vorhanden, weshalb das Fähnlein nahe daran war, zu meutern. Im April desselben Jahres lagen Engländer des Obristen Ryts – Gray in Nabburg und lebten dort von drückenden (Zwangsabgaben), die sie der Bevölkerung auferlegten. Sie befahlen das Fähnlein Nabburg nach Waidhaus, weil dort das gefürchtete Heer des Niederländers Tilly, Wallensteins Waffengefährten, bedrohlich über den „Wald“ heranrückte.
Das Fähnlein aber erkannte die Lage, fühlte sich von den Engländern „angeführt“ und wollte nicht nach Waidhaus marschieren. Und als sie mussten und endlich dort waren, gingen sie am 10. Mai 1620 durch. Am 07.August zog durch Rottendorf das Amberg-Kasteler Fähnlein und lagerte hier. Und noch im Frühjahr 1621 lagen die Engländer und die Mannsfelder in Nabburg, Inzendorf, Rottendorf und Rötz.
Am 08. Oktober 1621 brach Tilly bei Waidhaus durch und zog am Vormarsch nach Amberg durch Rottendorf. 1625 herrschten Missernte und Pest, 1626 war ein Jahr größter Not und und größten Mangels. Im April und Mai diesen Jahres zogen durch Rottendorf und Nabburg, von Amberg kommend, Teile der bayerischen Regimenter Curtenbach und Pappenheim und lebten hier nach dem Landknechtsbrauch „Der Krieg muss den Krieg ernähren“.
Auch Franzosen, Spanier und Italiener des Regiments Ferrari zogen durch. Noch nicht von den Wunden des 30jährigen Krieges erholt, wurde 1688 im Oberpfälzischen Erbfolgekrieg zwischen dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm und Ludwig XIV. von Frankreich die ganze Gegend von den Franzosen schwer verwüstet.
Im selben Jahr flatterte die weiß-blaue Fahne neben dem kaiserlichen Adler an Stelle des gesunkenen Halbmondes über Belgrad, hatte Kurfürst Max II. Emanuel von Bayern die Donaufestung erobert. 1771/72 herrschte furchtbare Teuerung, welche Veranlassung zur Verbreitung des Kartoffelanbaus in Bayern, und so auch in Rottendorf, war. Dann kamen die Nöte der Napoleonischen Zeit. Der „Robespierre zu Pferde“, Napoleon Bonaparte, schickte seinen General Jourdan, der mit seinem Heer aber 1796 bei Sulzbach geschlagen wurde. Er rückte mit dem Rest nach Amberg, wurde dort am 24. und 25. August 1796 abermals geschlagen und zur Flucht genötigt. Seine versprengten Kriegerscharen aber haben überall übel gewirtschaftet. Auch die Kirchen wurden nicht verschont; Raub, Plünderungen und Misshandlungen wurden begangen.
1876 wurde der neue Pfarrhof gebaut, 1910 ein neues Schulhaus. 1876 wurde das Standesamt eingeführt. 1923/24 bekam Rottendorf das elektrische Licht. Im Mai 1945 wurde das Schulhaus durch Kriegseinwirkung zerstört, in den Jahren 1947/48 wiederaufgebaut und am 03.02.1948 bezogen. Näheres über die Schulgeschichte und schulischen Verhältnisse ist im Abschnitt „Schule“ dieser heimatkundlichen Stoffsammlung enthalten.
An Stelle alter, bei schlechtem Wetter fast unbefahrbarer Wege wurde 1956 eine neue gebaute Straße nach Wolfsbach und Hohersdorf, 1958 eine Straße nach Littenhof und die Pflasterstraße durch Rottendorf dem Verkehr eröffnet, eingeweiht und übergeben. Die Flurbereinigung wurde ab Mitte der Siebziger Jahre durchgeführt und schließlich im Jahr 1995 zu Ende gebracht. Bereits im Jahre 1876 wurde in Rottendorf das Standesamt eingeführt. Wie bereits erwähnt, war die Gemeinde Rottendorf bis zur Zusammenlegung zur Großgemeinde Schmidgaden im Jahre 1972 eigenständig. 1956 wurde beim Anwesen Rothmaier eine Gemeinschaftsfrostanlage angeschafft, um Fleisch und andere Nahrungsmittel darin aufzubewahren. Eine zweite derartige Anlage wurde ab 1959 geplant.
Zur Gemeinde Rottendorf gehörten die Ortschaften Rottendorf, Hohersdorf, Wolfsbach, Rödlmhühle, Littenhof und der Weiler Grimmerthal.
Bürgermeister seit der Zeit um 1876
(1876 Einführung des Standesamtes, wozu auch die Gemeinde Gösselsdorf gehörte)
- Matthias Pröls, Hausnr. 5 (bis 1892)
- Josef Weikmann Hausnr. 8 (im Dezember 1924)
- Matthias Pröls, Hausnr. 5 (04. Januar 1925 bis 02. April 1933)
- Joseph Rothmeier, Hausnr. 7 (25. Mai 1933 bis 31. Juli 1938)
- Andreas Weikmann, Hausnr. 8 (30. Oktober 1938 bis 08. Juni 1941)
- Andreas Weber (28. Januar 1946 bis 08. Dezember 1946)
- Peter Pröls (08. Dezember 1946 bis 11. Mai 1947)
- Johann Eckl (03. August 1947 bis 22. Februar 1948)
- Peter Pröls (06. Juni 1948 bis Dezember 1970)
- Michael Bischof (09. April 1971 bis 31. Dezember 1971)